Finanzmarktforschung

Grüne Banken – zunehmend wichtige Player im Finanzsektor oder Nischenmarken?

Was verstehen die Deutschen überhaupt unter „grünen Banken“, welche kennen sie und was kann sie von einem Wechsel zu einer grünen Bank überzeugen?

Nachhaltige Banken werden immer beliebter in Deutschland. Mittlerweile gibt es 14 Banken, die sich selbst als nachhaltige / grüne Banken bezeichnen. Die Kriterien, die hier Anwendung finden, sind jedoch nicht einheitlich festgelegt. Jede Bank wendet daher unterschiedliche Kriterien an, um Nachhaltigkeit zu vermitteln. Häufig werden Investitionen in und Kredite für bestimmte Branchen wie Rüstungsindustrie, Atomenergie oder Kohle- und Ölindustrie ausgeschlossen. Zusätzlich achten nachhaltige Banken darauf, dass die Unternehmen, in die sie investieren bzw. denen sie Kredite geben, keine Menschenrechtsverletzungen oder Kinderarbeit zulassen und keine Arbeitsrechte missachten.

Im Rahmen dieser Studie wurde im September 2022 eine Befragung durchgeführt, die in identischem Setting im Februar 2023 wiederholt wurde. Dieser Artikel bezieht sich auf die Erkenntnisse des Septembers und zieht Vergleiche zum Februar 2023, sofern Veränderungen vorliegen.

Jedem Dritten Deutschen sind „grüne Banken“ ein Begriff und die Bekanntheit nimmt immer weiter zu: Waren es im September noch 33%, so kennen im Februar bereits 38% der Deutschen grüne Banken. Insbesondere Personen mit hohem Einkommen (>4.500 € Haushaltsnettoeinkommen) kennen grüne Banken (52% Bekanntheit). Auch Personen, denen Nachhaltigkeit generell wichtig ist – beispielsweise im Rahmen von energieeffizienten und/oder ökologisch-nachhaltigen Produkten – kennen grüne Banken eher als Personen, denen diese Themen weniger wichtig sind.

Mit Abstand am häufigsten haben die Befragten über einen Artikel im Internet über grüne Banken erfahren. Auch Artikel in Magazinen oder Zeitungen sowie TV-Berichte stellen relevante Quellen dar.

Frage 3: Wie haben Sie von dem Konzept grüner Banken erfahren?

Wofür stehen grüne Banken und wie interessant sind sie?

Auch wenn nur etwa jeder Dritte bereits von grünen Banken gehört hat, hatten im September 2022 fast 60% eine grobe Vorstellung davon was grüne, nachhaltige Banken ausmachen könnte. Auch hier erhöht sich der Anteil im Februar deutlich auf fast 70%.
Teilweise wird mit grünen Banken ein nachhaltiges Konzept der Bank selbst (digitale Prozesse, Ressourcenschonung) assoziiert, aber in den meisten Fällen verstehen die Befragten darunter die Investition in bestimmte Produkte (nachhaltige Anlagen, Umweltprojekte), den Ausschluss bestimmter Branchen und Unternehmen (Rüstungsindustrie, Ölförderung etc.) oder auch allgemein umweltfreundliches, nachhaltiges und soziales Handeln.

Grüne Banken weisen generell ein sehr hohes Potenzial auf: 56% der Befragten finden das Konzept einer grünen Bank – nachdem es ihnen erklärt wurde – (sehr) interessant. Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen den Zielgruppen: Jüngere und Personen mit hohem Einkommen sind an grünen Banken deutlich interessierter als Über-60-Jährige. Dass das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln sich auf das Interesse an grünen Banken auswirkt, ist nicht verwunderlich.

Frage 5: Wie interessant ist das Konzept einer grünen Bank für Sie?

Ausschluss von Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen sowie Transparenz sind den Deutschen bei Investitionen einer Bank besonders wichtig. Der Ausschluss von Gentechnik sowie Rüstungsunternehmen ist lediglich für etwa zwei Drittel relevant. Frauen und insbesondere der nachhaltig eingestellten Bevölkerung sind diese Aspekte wichtiger – hinsichtlich des Einkommens zeigen sich hier hingegen deutlich geringere Unterschiede als bei der Frage nach dem Interesse an grünen Banken.

Bieten konventionelle Banken auch grüne Angebote? Und welche grünen Banken kennen die Deutschen?

Von den größten Banken in Deutschland wird der Sparkasse am ehesten ein grünes Angebot zugetraut, gefolgt von der ING, den Volksbanken-Raiffeisenbanken und der Commerzbank. Direktbanken wie DKB und comdirect wird ein solches Angebot seltener zugetraut. Knapp jeder Vierte gibt an, keiner der Hausbanken ein grünes Angebot zuzutrauen.
Wenn man jedoch diejenigen betrachtet, die Kunde der jeweiligen Bank sind, ist das Zutrauen eines grünen Angebots deutlich höher: Jeweils etwa die Hälfte der Kunden der Deutschen Bank, Commerzbank, DKB, HypoVereinsbank und Sparkasse trauen ihrer Bank ein grünes Angebot zu.

Frage 8: Welcher Hausbank würden Sie ein grünes Angebot am ehesten zutrauen?

Bei der gestützten Frage nach der Bekanntheit bestimmter grüner Banken kennen zwei Drittel gar keine der genannten Banken. Die bekanntesten grünen Banken sind die GLS Bank und die Umweltbank. Im Vergleich zur Befragung im September ist die Bekanntheit im Februar 2023 bei allen untersuchten Banken leicht gestiegen.

Frage 9: Welche der folgenden Banken kennen Sie?

Wie können die Kunden herkömmlicher Hausbanken von einem Wechsel überzeugt werden?

Etwa jeder Dritte kann sich vorstellen zu einer grünen Bank zu wechseln, sofern die Konditionen mit der aktuellen Hausbank vergleichbar sind. Gerade Jüngere, Personen mit höherem Einkommen und nachhaltiger Lebenseinstellung zeigen hier besonders großes Interesse.

Frage 11: Für wie wahrscheinlich halten Sie einen Wechsel Ihrerseits zu einer grünen Bank, wenn die Konditionen nicht schlechter sind als bei Ihrer jetzigen Bank?

Anreizsysteme, wie beispielsweise eine Kreditkarte, mit der durch nachhaltiges Einkaufsverhalten ökologische Nachhaltigkeitspunkte gesammelt und in Boni umgewandelt werden können, stoßen auf großes Interesse bei den Deutschen: Jeder Zweite kann sich vorstellen, derartige Anreizsysteme nutzen zu wollen. Auch hier liegt das Interesse bei der jüngeren Bevölkerung sowie bei Personen mit hohem Einkommen noch einmal deutlich höher als bei Älteren und Personen mit geringerem Einkommen.

Wie relevant ist denn die Nachhaltigkeit beim Kauf von Aktien und Fonds? In diesem Bereich ist den Deutschen die Sicherheit mit Abstand am Wichtigsten. Auch Kosten und Rendite spielen eine größere Rolle als die ökologische Nachhaltigkeit der Aktien/Fonds. Auch wenn Jüngeren und Personen mit hohem Einkommen die ökologische Nachhaltigkeit etwas wichtiger ist, so scheint sie dennoch hinter den Aspekten Sicherheit, Kosten und Rendite zu liegen. Lediglich die Dividende ist für alle Subgruppen weniger wichtig.

Frage 15: Sortieren Sie bitte die folgenden 5 Kriterien aufsteigend nach ihrer Wichtigkeit beim Kauf von Aktien/Fonds/ Anleihen.

Fazit:

Auch wenn die Deutschen sich generell für Nachhaltigkeit und grüne Banken interessieren, so muss doch ein gewisses Anreizsystem geschaffen werden, um tatsächlich zu einer solchen Bank zu wechseln. Bei vergleichbaren Kosten zeigt sich ein großes Interesse insbesondere von Seiten der jungen und einkommensstarken Bevölkerung. Sobald die Kosten jedoch höher sind als bei herkömmlichen Banken, entscheidet sich die Mehrheit der Deutschen für den Verbleib bei der eigenen Hausbank.

Methodik:

Für die vorliegende Studie wurde im Online-Access-Panel eine repräsentative Quotenstichprobe der Bevölkerung in Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren gezogen. Quotenstichproben beruhen auf einer bewussten Auswahl von Befragten, wobei die Repräsentativität für die definierte Grundgesamtheit anhand der Merkmale Geschlecht, Alter, Wohnort und Haushaltsnettoeinkommen gewährleistet wurde. Befragt wurden zwischen dem 12. und 26. September 2022 insgesamt 1.039 Personen. Die Studie wurde zwischen 2. und 9. Februar 2023 wiederholt, dabei wurden insgesamt 1.003 Personen befragt, um mögliche Veränderungen der Wahrnehmung aufzudecken. Sofern nicht anders ausgewiesen, beziehen sich die Ergebnisse in diesem Artikel auf die Erhebung im September 2022. Die meisten Ergebnisse zeigen keine Unterschiede zwischen September 2022 und Februar 2023. Falls Unterschiede hervortreten, wird explizit darauf hingewiesen.