Finanzmarktforschung

Digitaler Kassenzettel: wie verbreitet und interessant ist die papierlose Alternative?

Wer kennt nicht den „Papierstau“ im Geldbeutel, der durch zu viele mitgenommene Kassenzettel ausgelöst wird. Digitale Kassenzettel, die vollkommen papierlos eine elektronische Übermittlung und Speicherung ermöglichen, können da Abhilfe leisten.

Doch wie sehr nutzen die Deutschen diese Möglichkeit bereits und für welche Orte ist diese Option besonders relevant? Diese und weitere Fragen hat Psyma in einer neuen Studie untersucht und die Digitalisierung im Portemonnaie genauer unter die Lupe genommen.

Generelle Aufbewahrung von analogen Kassenzetteln

Zunächst interessiert ein Blick auf das generelle Verhalten der Deutschen in Bezug auf Kassenzettel. Im Supermarkt oder Discounter, den 15% der Deutschen täglich und 78% mindestens einmal pro Woche aufsuchen, nehmen 24% den Kassenzettel mit und heben ihn auf. 48% nehmen ihn zwar mit aber entsorgen ihn zeitnah und 23% nehmen den Kassenzettel gar nicht erst entgegen.

Am höchsten ist der Wert für das Behalten des Kassenzettels bei Einzelhandelsgeschäften für Textilwaren (z.B. H&M). Dort nimmt etwa knapp die Hälfte (44%) den Kassenzettel entgegen und hebt ihn zumindest für eine gewisse Zeit auf. Begründet wird dieses Verhalten am meisten mit der Möglichkeit zur privaten Buchführung (64%). 32% der Personen, die zumindest an bestimmten Orten den Kassenbeleg aufheben, tun dies zu steuerlichen Dokumentation.

Vor allem in gastronomischen Betrieben wie Bars, Bäckereien oder auch (Fast-Food-) Restaurants nimmt nur ein Anteil von unter 20% den Kassenzettel entgegen und hebt ihn auf. In Bäckereien etwa wird der Kassenzettel mehrheitlich gar nicht erst angenommen.

Bekanntheit und Nutzung digitaler Kassenzettel

56% der Deutschen geben an, dass ihnen schon einmal ein digitaler Kassenzettel angeboten wurde. Am häufigsten geschah dies in Supermärkten oder Discountern in Form einer Übertragung des elektronischen Belegs via App. Am seltensten wird diese Möglichkeit in Clubs / Diskotheken oder Bäckereien / Cafés angeboten. Andere Optionen der Übertragung des digitalen Zettels, etwa per Barcode, E-Mail oder NFC-Übertragung werden im Vergleich zur App-Übermittlung selten angeboten.

Frage: An welchen der folgenden Orte wurde Ihnen schon einmal eine digitale Version des Kassenzettels angeboten?

Tatsächlich genutzt wurden digitale Belege am häufigsten ebenfalls in Drogerien und Supermärkten / Discountern. Von allen Personen, denen z.B. im Supermarkt bereits ein digitaler Kassenzettel angeboten wurde, haben 82% diese Möglichkeit tatsächlich auch schon einmal wahrgenommen. Dabei ist die Verwendung einer App zur Übertragung und Aufbewahrung des Belegs deutlich die häufigste Nutzungsform. Insgesamt geben 41% der Deutschen an, schon mindestens einmal einen digitalen Kassenzettel genutzt zu haben.

Frage: Welche Varianten des digitalen Kassenzettels haben Sie an folgenden Orten schon einmal genutzt? (dargestellt sind die 6 häufigsten Orten, an denen ein digitaler Kassenzettel bereits angeboten wurde.)

Interesse für zukünftige bzw. erneute Nutzung

Die Hälfte der Deutschen findet die Möglichkeit der digitalisierten Form des Kassenbelegs sehr oder eher interessant. Bei Jüngeren ist das Interesse etwas höher als bei Personen über 55 Jahren. Frauen und Männer zeigen ein sehr ähnliches Interesse.

Frage: Wie interessant finden Sie die Möglichkeit den Kassenzettel digital zu erhalten? 

Und sind bisherige Nutzer zufrieden mit der Anwendung des digitalen Belegs und damit bereit, diesen erneut zu nutzen? Bei Personen, die die digitale Möglichkeit bereits genutzt haben, ist eine erneute Verwendung für mehr als zwei Drittel wahrscheinlich (Top-2 Wert: 74%). Besonders offen für eine erneute Verwendung sind Männer, ältere Personen über 55 Jahren und Menschen mit höherem Einkommen.

Bisherige Nicht-Nutzer sind zu 40% dazu bereit, in Zukunft einen digitalen Kassenzettel zu nutzen. Hier sind die jüngeren unter 55 Jahren offener als Personen über 55 Jahre. Bei den Nicht-Nutzern sind Personen mit mittlerem / höherem Einkommen offener gegenüber einer möglichen Verwendung als Personen mit niedrigem Einkommen.

Frage: Und wie wahrscheinlich ist es, dass Sie das Angebot eines digitalen Kassenzettels einmal ausprobieren würden? (Bisherige Nicht-Nutzer)

Eine (erneute) Verwendung in der Zukunft ist dabei besonders in Supermärkten / Discountern vorstellbar. Auch in Drogerien, Tankstellen, Apotheken und Einzelhandelsgeschäften (für Textilwaren) kann sich jeweils mehr als die Hälfte der Deutschen eine Nutzung vorstellen. In Bäckereien ist die (erneute) Verwendung aber vor allem für Personen denkbar, die bereits einmal einen digitalen Kassenzettel benutzt haben. Bisherige Nicht-Nutzer sehen die Bäckerei seltener als geeigneten Ort für eine (erstmalige) Verwendung.

Die bevorzugte Art für eine Verwendung in der Zukunft ist dabei klar die App. Gerade bisherige Nicht-Nutzer können sich aber als zweithäufigste Verwendungsart die Zusendung des Belegs per E-Mail / SMS als PDF vorstellen. Ältere Personen finden diese Option ansprechender als Jüngere. Möglichkeiten wie der QR-Code oder die NFC-Übertragung sind weniger attraktiv.

Treiber und Hemmnisse des digitalen Kassenzettels

Man erkennt also insgesamt eine gewisse Offenheit und auch Zufriedenheit mit der Verwendung von digitalen Kassenzetteln. Was sind die Vorteile dieser Möglichkeit? Nutzer als auch bisherige Nicht-Nutzer schätzen am stärksten die Tatsache, dass dadurch Papier eingespart wird.  Ein weiterer Vorteil ist das Einsparen von Platz (etwa im Geldbeutel). Die einfache Möglichkeit zur Buchführung wird als weiterer Pluspunkt gesehen, jedoch weniger stark als die erstgenannten Aspekte.

Da 26% der Deutschen den digitalen Zahlungsbeleg eher bzw. überhaupt nicht interessant finden, stellt sich auch die Frage nach möglichen Hemmnissen für eine Anwendung. So gibt es einige Personen, die grundsätzlich die Papierversion bevorzugen und einer papierlosen Form nichts abgewinnen können. Ebenso herrscht bei bisherigen Nicht-Nutzern eine gewisse Unklarheit vor, wie der digitale Kassenzettel konkret genutzt werden kann. Datenschutzbedenken spielen auch in die Skepsis der Personen mit ein, die den papierlosen Kassenzettel bisher ablehnen.

Fazit:

Mehr als die Hälfte der Deutschen kennt das Angebot von digitalen Kassenzettel und knapp die Hälfte findet diese Möglichkeit grundsätzlich auch interessant. Ein Potential für die papierlose Übertragung und Speicherung von Zahlungsbelegen ist also vorhanden. Auch bei Älteren zeigt sich eine Offenheit gegenüber dieser digitalen Option. Die Verwendung ist jedoch nicht für alle Orte gleich relevant bzw. vorstellbar. Gastronomische Bereiche und Freizeit-Lokale wie Bars, Clubs / Diskotheken scheinen wenig geeignet zu sein, da hier das Aufbewahren von Zahlungsbelgen generell nur eine geringe Rolle spielt. Am alltagtauglichsten erscheint die Anwendung mittels App, wobei es jedoch auch Unklarheiten bezüglich der konkreten Nutzung des digitalen Kassenzettels gibt. Eine einfache App-basierte Anwendung und das klare Kommunizieren von Anwendungsmöglichkeiten kann helfen, die digitale Form der Bezahlung auch in Bezug auf den Kassenbeleg weiter auszubauen.

Methodik:

Für die vorliegende Studie wurde im Online-Access-Panel eine repräsentative Quotenstichprobe der Bevölkerung in Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren gezogen. Quotenstichproben beruhen auf einer bewussten Auswahl von Befragten, wobei die Repräsentativität für die definierte Grundgesamtheit anhand der Merkmale Geschlecht, Alter, Wohnort und Haushaltsnettoeinkommen gewährleistet wurde. Befragt wurden zwischen dem 09. Oktober und 22. Oktober 2023 insgesamt 1.003 Personen.