Beim Fahrrad auf Nummer sicher gehen: Wie stehen die Deutschen zu einer Fahrradversicherung?
Ob Förderung der Gesundheit, Klimaschutz oder Entlastung der Innenstädte. Es gibt viele Gründe, das Auto öfter stehen zu lassen und auf die Fortbewegung mit dem Fahrrad zu setzen.
Statistiken zeigen, dass die Deutschen bereits immer mehr auf den Fahrradverkehr umsteigen. Das Fahrrad bzw. E-Bike/ Pedelec ist im Verkehrsmittelvergleich das Fortbewegungsmittel mit dem höchsten Wachstumspotential. In Zukunft wollen es 41 Prozent der Menschen im Alter zwischen 14 und 69 Jahren häufiger nutzen[1]. Bei diesen Entwicklungen rückt auch das Thema Versicherung in den Blick und bereits einige Anbieter bieten eine spezielle Fahrradversicherung an. Doch wie verbreitet und interessant sind diese Angebote der Absicherung?
Neue Studie von Psyma
In einer neuen Studie hat Psyma den Besitz und die Nutzung von Fahrrädern und E-Bikes/ Pedelecs in der deutschen Bevölkerung analysiert und untersucht, in welchem Umfang Versicherungen für das Rad bereits vorhanden sind bzw. welches Interesse daran besteht.
Welche Fahrräder besitzen die Deutschen und wie haben sie diese erworben?
72% der Deutschen besitzen mindestens ein eigenes Fahrrad. 64% haben persönlich mindestens ein eigenes reguläres Fahrrad im Haushalt und 24% geben an, mindestens ein E-Bike/ Pedelec bis 25 km/h (nicht zulassungspflichtig) persönlich zu besitzen. E-Bikes/ Pedelecs sind am häufigsten in der Gruppe bis 30 Jahre im Besitz. In der Gruppe der über 55-Jährigen ist das Vorhandensein von Fahrrädern generell niedriger.
Frage: Besitzen Sie persönlich ein eigenes Fahrrad?
Mehr als die Hälfte (60%) hat das am häufigsten genutzte Fahrrad selbst als Neukauf erworben. 20% geben den Erwerb eines gebrauchten Fahrrads an, häufiger sind dies Personen mit niedrigem Einkommen. Fahrrad-Leasing ist nur sehr vereinzelt vorhanden und wurde nur von 3% genutzt, oftmals als Angebot über den Arbeitgeber (z.B. über die Anbieter Bikeleasing, Eurorad oder Jobrad).
Frage: Wie haben Sie Ihr Fahrrad erworben?
Vorhandene Fahrräder werden häufig seit mehr als 5 Jahren gefahren (31%). Neuwertige Fahrräder unter einem Jahr nutzen 23%. E-Bikes/ Pedelecs haben tendenziell ein geringeres Alter und E-Bikes/ Pedelecs mit über 5 Jahren sind erwartungsgemäß kaum vorhanden.
Bei knapp der Hälfte hat das am häufigsten genutzte Fahrrad unter 1.000 € gekostet, einen Preis von über 2.000€ geben 22% an. Ist das am häufigsten genutzte Rad ein E-Bike/ Pedelec, ist der Anschaffungspreis generell höher: E-Bikes unter 1.000 € Anschaffungspreis sind deutlich seltener vorhanden als bei regulären Fahrrädern. Die häufigsten Fahrrad-Hersteller sind Pegasus (12%), Cube (9%, insbesondere für E-Bike/ Pedelec-Besitzer) und Fischer (5%).
Für welche Zwecke werden vorhandene Fahrräder am häufigsten benutzt?
Vorhandene Fahrräder werden am häufigsten in der Freizeit, etwa für kleinere Ausflüge bis 30 km genutzt (Top2: 45%). 27% der Deutschen mit eigenem Rad nutzen bereits (sehr) häufig ein Fahrrad für den Weg zu Arbeit, bei E-Bike-Besitzern ist dieser Wert mit 38% nochmal deutlich höher.
Frage: Wie häufig nutzen Sie ein Fahrrad für die folgenden Zwecke?
Fahrräder können auch über die Hausrat-Versicherung abgesichert werden
Neben dem Anschluss einer separaten Fahrradversicherung gibt es auch die Möglichkeit, das Fahrrad in die bestehende Hausrat-Police mit aufzunehmen. Dies ist bereits mehrheitlich der Fall: Personen mit Hausrat-Versicherung haben zu 47% ihr Fahrrad dort mitaufgenommen und weitere 16% als Zusatzbaustein der Hausrat-Police. Besitzer von E-Bikes/ Pedelecs haben dabei häufiger ihr Fahrrad bereits über die Hausrat-Versicherung abgesichert als E-Bike Nicht-Besitzer.
Wie bekannt und verbreitet sind separate Fahrradversicherungen?
Eine andere Möglichkeit ist das separate Absichern des Rades über eine extra abgeschlossene Fahrradversicherung. Diese Option ist bereits relativ weit verbreitet: 17% der deutschen Fahrrad-Besitzer haben eine entsprechende Versicherung für ihr am häufigsten genutztes Fahrrad/ E-Bike abgeschlossen und etwas mehr als die Hälfte hat zumindest von einer solchen Versicherungsform gehört. Nur 24% der Fahrrad-Besitzer ist die Möglichkeit der separaten Absicherung des Fahrrads mittels eigener Versicherung unbekannt. Die am weitesten verbreiteten Anbieter sind ADAC, ERGO und Axa. Abschließer entscheiden sich dabei häufig für einen bereits bekannten Anbieter (häufig sind sie dort bereits Kunde) und vertrauen auf Empfehlungen durch Freunde und Bekannte.
Frage: Warum haben Sie sich für diesen Versicherungsanbieter entschieden?
Jüngere Personen bis 30 Jahre haben deutlich häufiger bereits eine separate Fahrrad-Police abgeschlossen als die Älteren, da sie auch häufiger ein E-Bike / Pedelec besitzen und hier der Abschluss einer Fahrradversicherung deutlich verbreiteter ist. Außerdem ist bei neuen (unter 5 Jahren) und höher-preisigen Fahrrädern über 2.000 € Anschaffungspreis der Abschluss einer separaten Fahrradversicherung häufiger bereits erfolgt.
Frage: Haben Sie schon einmal von einer separaten Fahrradversicherung gehört?
Personen, die bisher noch nichts von einer Fahrradversicherung gehört haben, aber ein Rad besitzen, zeigen ein geringes Interesse für eine mögliche separate Absicherung des eigenen Fahrrads (Top2-Wert Abschlusswahrscheinlichkeit: 8%). E-Bike-Besitzer, die bisher noch nichts von einer separaten Fahrradabsicherung gehört haben, sind jedoch zu 46% unentschlossen, was einen möglichen Abschluss betrifft. Hier zeigt sich somit ein gewisses Potential, E-Bike-Besitzer von einer Absicherung zu überzeugen.
Was sind Treiber und Barrieren für eine Fahrradversicherung und was wird erwartet?
Personen mit vorhandener Fahrradversicherung (bzw. Absicherung über die Hausrat-Versicherung) haben diese mehrheitlich als Schutz vor Diebstahl abgeschlossen (56%). Einen Abschluss hemmt insbesondere die Einschätzung, dass das eigene Fahrrad nicht hochwertig genug ist (39%). Weitere Gründe gegen eine Fahrrad-Absicherung sind die seltene Nutzung des Rades (30%) und eine mangelnde generelle Bedarfseinschätzung (28%). Der Preis für die Versicherung selbst wird von 23% als Ablehnungsgrund aufgeführt.
Wie bei den Haupt-Abschlussgründen aufgeführt, erwarten (potentielle) Abschließer vor allem einen Schutz gegen verschiedene Diebstahlsformen (Diebstahl auf Straße und Einbruchschutz) und gegen Vandalismus. Gerade für E-Bike-Besitzer sind auch die Reparatur von Elektronikschäden, die Absicherung bei Produktionsfehlern und die Absicherung von Akkuverschleiß wichtige Leistungen.
Frage: Wie wichtig ist es Ihnen, dass die folgenden Leistungen von einer separaten Fahrradversicherung abgedeckt werden?
Würde ein Fahrrad im Wert von 1.000 € abgesichert werden?
41% können sich letztendlich die Absicherung eines hochwertigen Fahrrads (sehr) wahrscheinlich vorstellen. Bei Personen mit hohem Einkommen und Besitzern von E-Bikes/ Pedelecs ist die Wahrscheinlichkeit für eine Absicherung eines hochwertigen Fahrrads nochmals etwas höher. Ein relativ großer Teil von insgesamt knapp einem Drittel ist unentschlossen.
Frage: Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein neues Fahrrad (im Wert von mind. 1.000 Euro). Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie für dieses Fahrrad eine separate Fahrradversicherung abschließen?
Fazit:
Mehr als die Hälfte der Deutschen kennt eine separate Fahrradversicherung und 14% haben eine solche bereits abgeschlossen. Dabei ist sowohl der bereits erfolgte Abschluss als auch das grundsätzliche Interesse höher, wenn es sich um E-Bike-Besitzer handelt, die zudem meist jünger sind. Diese Gruppe sollte daher im Fokus für eine zukünftige Ausweitung dieser Angebotsform stehen. Von einer Fahrradversicherung erwarten sich (potentielle) Nutzer vor allem umfassenden Schutz gegen Einbruchs- und Diebstahlsformen. Eine entsprechende Fahrrad-Police muss diesen Wünschen gerecht werden. Ein attraktiver Preis kann zudem dafür sorgen, dass auch für weniger hochwertige Fahrräder ein Bedarf zur Absicherung erkannt wird. Bei einem Fahrrad mit einem Kaufpreis von über 1.000 € können sich 41% die Absicherung über eine Fahrradversicherung vorstellen. Dies zeigt das Potential dieser Versicherungsform. Da bereits eine Mehrheit der Personen mit Hausrat-Versicherung ihr Fahrrad darüber bereit abgesichert hat, sollte noch deutlicher hervorgehoben werden, welche zusätzlichen Vorteile und Nutzen eine separate Fahrradversicherung bieten kann.
Methodik:
Für die vorliegende Studie wurde im Online-Access-Panel eine repräsentative Quotenstichprobe der Bevölkerung in Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren gezogen. Quotenstichproben beruhen auf einer bewussten Auswahl von Befragten, wobei die Repräsentativität für die definierte Grundgesamtheit anhand der Merkmale Geschlecht, Alter, Wohnort und Haushaltsnettoeinkommen gewährleistet wurde. Befragt wurden zwischen dem 22. September und 05. Oktober 2023 insgesamt 1.003 Personen.
[1] BMDV (2021): Fahrrad-Monitor Deutschland 2021, abgerufen unter: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Anlage/StV/fahrrad-monitor-2021.pdf?__blob=publicationFile [Stand: 15.01.24].