Finanzmarktforschung

Gen. Z – Die Optimisten der Krise?

Inflation, gestörte Lieferketten und die Energiekrise bestimmen seit Monaten die deutsche Medienlandschaft. Doch wie sieht die Bevölkerung die aktuelle Lage der Wirtschaft und wie bewerten sie ihre eigene finanzielle Situation?

Die deutsche Bevölkerung konnte in den letzten Monaten einige Preissteigerung beobachten. Inflation und Energiekrise sind verantwortlich für Sorgenfalten bei Politikern und Wirtschaftsexperten. Auch bei der Bevölkerung haben die letzten Monate Spuren hinterlassen, denn etwa zwei von drei Menschen in Deutschland machen sich Sorgen um die wirtschaftliche Lage (68%). Gleichzeitig sieht eine deutliche Mehrheit sowohl die gestiegenen Lebensmittelkosten (75%), als auch die gestiegenen Energiekosten als Belastung (77%). Doch nicht jede Generation hat damit gleichermaßen Probleme, so sind es vor allem die „älteren“ Generationen der Baby Boomer und Generation X die sich besonders häufig belastet sehen. Im Vergleich dazu scheint die Generation Z verhältnismäßig gut mit der Krise fertig zu werden. Wie in untenstehender Grafik zu sehen ist kann jedoch keineswegs davon gesprochen werden, dass eine Generation von der wirtschaftlichen Lage nicht tangiert wird (Die Generationsverteilung ist in der Methodik näher definiert).

Frage 1: Inwiefern stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Top2-Werte dargestellt.

Blick in die Zukunft

Eine Verbesserung der Lage erwartet gerade mal ein Viertel der Bevölkerung. Im Gegenteil prognostiziert die Hälfte der Befragten eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Einzig in jüngerem Alter scheint Optimismus vorhanden zu sein, so geht die Generation Z deutlich häufiger von einer Verbesserung der aktuellen Situation aus. Ältere Generationen betrachten die Lage dagegen pessimistischer und erwarten mehrheitlich eine (deutliche) Verschlechterung. Mit steigendem Alter erhöht sich somit nicht nur die Wahrscheinlichkeit von der Krise belastet zu werden, sondern sinkt auch der Optimismus auf eine schnelle Verbesserung.

Frage 2: Wie glauben Sie wird sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland in den nächsten Monaten entwickeln?

Einfluss auf Entscheidungsverhalten

Trotz der optimistischeren Sicht auf die Zukunft und einer geringeren Belastung durch die aktuelle Finanzlage, sind es die Generationen Z und Y die etwas häufiger einen Einfluss der gestiegenen Lebenshaltungskosten auf ihre persönlichen Finanzentscheidungen bestätigen. Insgesamt bemerkt 73% der Bevölkerung diesen (deutlichen) Einfluss auf ihre Entscheidungen. Gerade einmal 6% der Teilnehmenden gab an, dass die gestiegenen Lebenshaltungskosten sie und ihre Entscheidungen nicht betreffen. Auffallend ist, dass vermehrt Frauen durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten ihr Verhalten bezüglich finanzieller Entscheidungen ändern.

Die beliebtesten Möglichkeiten um aktuell Kosten zu sparen sind das Nutzen von Angeboten (74%) und die Reduktion des Energieverbrauchs (68%). Knapp die Hälfte der Befragten plant ebenfalls auf Luxusprodukte (47%) und Ausflüge/ Urlaube (46%) zu verzichten. Jüngere Generationen, insbesondere Generation Z, planen dabei seltener konkret ihr Konsumverhalten anzupassen, wobei auch in diesen Generationen beinahe jeder mit einer Verringerung der eigenen Ausgaben rechnet. Die allgemeine Notwendigkeit zum Verzicht wird somit von allen Generationen gesehen, jedoch fällt es Generation Z schwerer diesen zu konkretisieren. Vor allem der Versuch den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren scheint für Baby Boomer deutlich attraktiver als für Generation Z.


Frage 5: Inwiefern versuchen Sie Ihre Ausgaben zu reduzieren?

Wie in obiger Darstellung zu sehen ist, planen nur 14% der Befragten Versicherungen zu kündigen um Kosten zu senken. Es scheint somit kein attraktives Mittel zur Verringerung der eigenen Ausgaben zu sein. Nichtsdestotrotz entscheiden sich einige Deutsche dafür Versicherungen zu kündigen. Mit dem Hintergrund, dass diese Versicherung einerseits schlichtweg nicht mehr bezahlt werden können und andererseits als unnötig oder verzichtbar angesehen werden. Wenn auf Versicherungen verzichtet wird, trifft es in den meisten Fällen die Rechtsschutzversicherung (26%) sowie die Lebensversicherung (24%).

Erwartungen an Banken und Versicherungen

Deutsche erwarten bezüglich der aktuellen Finanzlage in erster Linie Unterstützung vom Staat (76%), aber auch Hilfe von Banken (17%) und Versicherungen (14%) wird von manchen gewünscht. Von Banken erwarten Baby Boomer häufig das Angebot eines persönlichen Gesprächs, wobei solche persönlichen Kontaktversuche gerade von Gen. Z seltener bevorzugt werden. Generell stoßen Angebote günstigerer Alternativen auf die größte Akzeptanz.

Von Versicherungen erwarten ältere Generationen eher Angebote günstigerer Alternativen, während die Generation Z auf ein Entgegenkommen bei Zahlungspausen hofft. Allgemein lässt sich festhalten, dass jede zweite Person, die Hilfe von Versicherungen erwartet, sich diese in Form von günstigeren Angeboten oder Optimierungsvorschlägen aktueller bezogener Leistungen vorstellt.

Frage 9: Inwiefern erwarten Sie Unterstützung in der aktuellen Situation durch Ihre Hausbank? [sofern Unterstützung durch die Hausbank erwartet wird]

Frage 10: Inwiefern erwarten Sie Unterstützung in der aktuellen Situation durch Ihre Versicherung? [sofern Unterstützung durch die Versicherung erwartet wird]

Einfluss auf Investitionsverhalten

Das Investitionsverhalten wird von der aktuellen Finanzlage klar beeinflusst, denn 15% der Befragten verzichten vollständig auf eine Investition und weitere 21% vertagen ihre Investitionen kurz- oder mittelfristig. 49% der Deutschen planen unabhängig von der wirtschaftlichen Situation keine Investitionen. Wenn nur die 51% der Personen betrachtet werden, die überhaupt Investitionen geplant hatten ergibt sich folgendes Bild.

Es entscheiden sich jeweils 29% der Deutschen ihre geplanten Investitionen zu canceln oder wie geplant durchzuführen. 42% schieben ihre Investitionen kurz-oder mittelfristig auf. Wobei Generation  Z sich deutlich häufiger dazu entscheidet Investitionen nur kurzfristig aufzuschieben, möglicherweise, weil sie mit einer schnelleren Erholung der Finanzsituation rechnen und optimistischer mit der aktuellen Lage umgehen. Generell scheint Generation X im Vergleich am geringsten von der aktuellen Situation betroffen zu sein.

Frage 11: Welchen Einfluss hat die aktuelle Situation auf Ihre privaten Investitionen, z. B. Möbelkauf, Kfz-Anschaffung, Umbaumaßnahmen etc. (ab ca. 1.000 Euro)?

Generelle Einstellungen

Eine schnelle Erholung von der Krise erwarten nur 24% der Deutschen, dagegen befürchten 52% der Deutschen ihren Lebensstandard nicht halten zu können.

Vor allem die Ansichten der älteren Generationen wurden durch die aktuelle Finanzlage beeinflusst, die Einstellung von Gen Z ist ebenfalls, jedoch am geringsten, betroffen. Gerade das Preisbewusstsein scheint bei Generation Z nicht im selben Maße gestiegen zu sein wie in älteren Generationen. Außerdem haben Statussymbole insbesondere in der Generation X und Baby Boomer deutlich an Wert verloren.

Frage 13: Inwiefern stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Top2-Werte dargestellt.

Fazit:

Ein Großteil der deutschen Bevölkerung ist direkt von der aktuellen Finanzlage betroffen. Optimismus auf eine baldige Veesserung der Situation scheint nur spärlich vorhanden zu sein, allein Generation Z hegt größere Hoffnungen für die nähere Zukunft. Auch das Investitions- und Konsumverhalten leidet unter diesen Entwicklungen. So versucht nahezu jede Person in Deutschland Ausgaben zu verringern, sei es durch das vermehrte Nutzen von Angeboten oder die Verringerung der eigenen Energiekosten und auch Versicherungsverträge sind zum Teil vom allgemeinen Sparplan betroffen. Gerade als teuer und verzichtbar angesehene Versicherung werden gekündigt. Unterstützung von Banken oder Versicherungen erwarten nur wenige Menschen in der aktuellen Lage.

Auch das Investitionsverhalten leidet generationsübergreifend, wobei Generation Z durch den optimistischeren Blick in die Zukunft Investitionen häufiger kurzfristig vertagt statt sie komplett abzusagen. Generell ist die Einstellung von älteren Generationen am meisten von der Finanzlage betroffen, so steigt deren Preissensibilität überproportional, Statussymbole verlieren für sie deutlich an Wert und ein optimistischer Zukunftsausblick ist seltener gegeben.

Methodik:

Für die vorliegende Studie wurde im Online-Access-Panel eine repräsentative Quotenstichprobe der Bevölkerung in Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren gezogen. Quotenstichproben beruhen auf einer bewussten Auswahl von Befragten, wobei die Repräsentativität für die definierte Grundgesamtheit anhand der Merkmale Geschlecht, Alter, Wohnort und Haushaltsnettoeinkommen gewährleistet wurde. Befragt wurden zwischen dem 2. und 9. Februar 2023 insgesamt 1.003 Personen.

Von den 1.003 Personen entfallen…

  • 150 auf die Generation Z, also Personen die nach 1995 geboren wurden.
  • 297 auf die Generation Y, also Personen die zwischen 1980 und 1994 geboren wurden.
  • 313 auf die Generation X, also Personen die zwischen 1965 und 1979 geboren wurden.
  • 243 auf die Generation Baby Boomer, also Personen die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden