Pflegemarktforschung

Psyma Dental CARE-Studie 2018 – Status Quo der Mundpflege in der Pflege

Ausgangspunkt – Deutscher Pflegetag 2018 in Berlin

Der Deutsche Pflegetag ist Deutschlands führender Kongress für den Pflegemarkt und damit die zentrale Branchenveranstaltung für Pflege in Deutschland. Auch in diesem Jahr 2018 haben sich vom 15.-17. März  über 8.000 Interessierte der Branche getroffen, um die Zukunft der Pflege zu gestalten. Dabei bildet der Deutsche Pflegetag die neuesten Themen und Trends in der Pflege ab und schafft eine Plattform für Experten, Entscheider und Multiplikatoren aus Politik, Wirtschaft, Pflege und Gesellschaft zum intensiven Erfahrungsaustausch. Der dreitägige Fachkongress richtet sich an Manager, Pflegefachkräfte, Pflegeschüler und Pflegeinteressierte gleichermaßen. Als exklusiver Marktforschungspartner des Deutschen Pflegetags hat Psyma Health & CARE gemeinsam mit dem Unternehmen Dent-o-care,  das seit 1985 Prophylaxe-Produkte für den Dental-Bereich vertreibt, eine Befragung unter N=217 professionellen Pflegekräften zum Thema Mundpflege in der Pflege durchgeführt.

Statistische Merkmale der Befragungspopulation

Mix aus ambulanter, stationärer und klinischer Pflege: die überwiegend weiblichen Pflegekräfte (83%) kamen zu  74% aus der Klinik, 12% aus stationären Pflegeeinrichtungen, 8% aus der ambulanten Pflege und 10% aus anderen Bereichen der Pflege. Einige Befragte gaben an, parallel in mehreren Einrichtungsarten zu arbeiten.

45% der Befragten zählen zur Gruppe der Investitionsentscheider, d.h. sie bereiten die Entscheidung vor (7%), entscheiden zusammen mit anderen (33%) oder entscheiden ganz alleine (6%). 41% der Pflegekräfte haben zudem Personalverantwortung in ihrer Einrichtung.

Im Zuge der statistischen Merkmalserhebung wurde gefragt, wie viele Pflegebedürftige von der Pflegekraft an einem durchschnittlichen Tag betreut werden. 33% der Befragten kümmern sich demnach um durchschnittlich bis zu 10 Menschen pro Tag, weitere 30% um bis zu 20 Pflegebedürftige, knapp 20% pflegen täglich bis zu 30 Menschen.

Mundpflege in der Pflege - Statistische Merkmale der befragten Pflegekräfte

Mundpflege in der Pflege - Statistische Merkmale der befragten Pflegekräfte

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Psyma Dental CARE-Studie "Mundpflege in der Pflege 2018":

Mundhygiene in der Ausbildung nur Mittelmaß: auf die Frage, wie viel die Pflegekräfte in Ihrer Ausbildung – als Wegbereiter für den anschließenden Pflegealltag – über das Thema Mundhygiene gelernt haben, geben die meisten ein mittelmäßiges Urteil ab, unabhängig davon, ob sie den Pflegeberuf im ambulanten, stationären oder Krankenhaus-Sektor ausführen.

Mundhygienemaßnahmen in Altenpflege vernachlässigt: 72% aller befragten Pflegekräfte führen täglich Mundhygienemaßnahmen bei Pflegebedürftigen durch: 46% mehrmals täglich und 26% einmal täglich, 13% folgen eher einem wöchentlichen Rhythmus. In Summe gibt es 15%, die überhaupt keine Mundhygienemaßnahmen durchführen. Auffällig ist hier der Unterschied zwischen dem Kliniksektor und Pflegekräften aus ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen: während Pflegekräfte aus Kliniken nur zu 7% angeben, keine Mundhygienemaßnahmen durchzuführen, liegt diese negative Quote in der ambulanten Pflege bei 29% (Anmerkung Psyma: möglicherweise baut man hier auch auf die Unterstützung durch pflegende Angehörige) und in der stationären Pflege sogar bei 32%.

Pflegekräfte zeigen hohe Zustimmung bei Bedeutung von Mundhygiene:  89% der Pflegekräfte erachten gute Mundhygiene als absolut wichtiges Thema in ihrer täglichen Arbeit mit Pflegebedürftigen, wobei die Zustimmung mit 71% in der ambulanten Pflege etwas verhaltener ausfällt.

Pflegebedürftige selbst und auch Angehörige fordern gute Mundhygiene: aus Sicht der Pflegekräfte ist es auch den Pflegebedürftigen selbst wichtig, dass Mundhygienemaßnahmen bei ihnen durchgeführt werden: 74% Zustimmung kommt hier aus dem Sektor Klinik, 59% aus der stationären Pflege und 57% aus dem ambulanten Bereich. Der Top-2 Box Wert der Wichtigkeit liegt aus Sicht der Befragten für die Angehörigen auch noch bei 61%.

Mundhygiene durchschnittlich bis zu 5 Minuten täglich: die durchschnittlich verwendete Zeit für Mundhygiene liegt vor allem in der ambulanten und stationären Pflege bei 1-5 Minuten (50% der Befragten). In der Klinik nehmen sich 40% der Befragten – und damit doppelt so viele wie im ambulanten oder stationären Bereich – 6-10 Minuten Zeit für Mundhygienemaßnahmen, 12% sogar bis hin zu einer viertel Stunde.

Mundgesundheit ist ein Lebensqualitäts-Aspekt: 77% aller Befragten  glauben, dass eine verbesserte Mundgesundheit die Lebensqualität der Betroffenen in starkem Maße steigern kann. Diese einstimmige Meinung besteht über alle Pflegesektoren hinweg.

Zusammenarbeit von stationären Pflegeeinrichtungen und Zahnärzten: jede zweite Pflegekraft aus einer stationären Pflegeeinrichtung gibt an, dass die Bewohner von einem einzelnen Zahnarzt betreut  werden, 28% erwähnen die Versorgung durch mehrere Zahnärzte und 20% können dazu kein Urteil abgeben.

Wenn es um die Organisation der zahnärztlichen Versorgung in den Einrichtungen geht, sind die professionell Pflegenden oft selbst aktiv: 41% kümmern sich um einen Termin des Bewohners beim Zahnarzt. 36% benennen die Pflegedienstleitung, 32% die Einrichtungsleitung und 23% die Angehörigen als  Ansprechpartner für den zu organisierenden Zahnarztbesuch. Zahlreiche Befragte geben auch eine Kombination aus unterschiedlichen Personen an, die sich im Falle eines bevorstehenden Zahnarztbesuches kümmern.

Bedarfsgesteuerte Zahnarztversorgung in stationären Pflegeeinrichtungen: im Rahmen der zahnärztlichen Versorgung geben 46% der Pflegekräfte an, dass der Zahnarzt ausschließlich bei Bedarf in die Einrichtung kommt. 23% geben einen Zeitraum von seltener als 1x pro Monat an, weitere 23% wissen es nicht.

Kooperationsverträge zwischen Zahnarztpraxen und Einrichtungen eher verhalten: jede zweite Pflegekraft verneint die Frage zu einem bestehenden Kooperationsvertrag, weitere 20% können zu diesem Thema gar nichts sagen. 32% geben an, dass es in ihrem Haus einen solchen Kooperationsvertrag gibt (Anmerkung Psyma: der Wert erscheint sehr hoch; es liegt die Vermutung nahe, dass die Befragten mit dem Begriff Kooperationsvertrag eher eine lose Zusammenarbeit ohne Vertragsbestandteil statt einer wirklichen Vereinbarung nach § 119b Abs. 2 SGB V gemeint haben).

Wunsch nach Unterstützung durch Dentalhygienikerin:  74% aller befragten Pflegekräfte halten eine spezialisierte zahnärztliche Fachkraft (Dentalhygienikerin) zur Unterstützung der Mundhygiene von Pflegebedürftigen für sinnvoll. Mit 82% ist dieser Zustimmungswert vor allem in stationären Pflegeeinrichtungen sehr hoch.

Verhaltener Umgang mit Mundhygiene-Produkten in der Pflege: Im Rahmen einer gestützten Abfrage der Bekanntheit von Produkten gegen Mundtrockenheit landet Meridol Parodont expert Zahncreme mit 61% auf Platz 1, gefolgt von der Superbrush Zahnbürste mit 26% (Platz 2), Hylimelts Hafttabletten mit 18% (Platz 3). Auf den hinteren Plätzen der Bekanntheit stehen Sunstar und Dentaid mit jeweils 11%, Dentaid und Lemonsticks mit 6% und Glandosane mit 2%. 26% der Befragten kennen keines der vorgestellten Produkte.

In puncto Verwendung zeigen sich die Pflegekräfte besonders verhalten: 70% aller Befragten verwenden im Pflegealltag keines der gelisteten Produkte gegen Mundtrockenheit. Während der Anteil der Nicht-Verwender in der Klinik bei 67% liegt, zeigt sich im ambulanten Pflegebereich mit 79% und in der stationären Pflege mit 77% ein noch negativerer Wert.

Mundpflege in der Pflege - Bekanntheit von Produkten gegen Mundtrockenheit in der professionellen Pflege

Fazit aus der Psyma Dental CARE Studie 2018:

Mundhygiene-Themen und Produkte im Pflegesektor platzieren: Professionell Pflegende zeigen sich sehr aufgeschlossen und interessiert, wenn es um das Thema Mundpflege  in der Pflege geht. Gerade der Lebensqualitätssteigerung bei Betroffenen wird durch eine gute Mundgesundheit sehr viel Bedeutung beigemessen, ein Aspekt, der auch von den Pflegebedrdüftigen selbst und pflegenden Angehörigen unterstrichen wird.

Pflegekräfte stoßen aber durch zeitliche und budgetäre Restriktionen schnell an ihre Grenzen, weshalb im Bereich der Mundhygienemaßnahmen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kooperationszahnärzten und Dentalhygienikern (Vorbild Schweiz) sehr begrüßt würde.

Der Umgang mit Produkten zur Mundhygiene ist noch ein „weißer Fleck“ auf der pflegerischen Landkarte und bietet für Unternehmen in der Dentalindustrie daher zahlreiche Möglichkeiten, neues Marktpotenzial abzuschöpfen.

Adressieren von neuen Zielgruppen im Wachstumsmarkt Pflege: Einrichtungsleitungen, Pflegedirektoren, Einkäufer oder andere Investitionsentscheider in wirtschaftlich orientierten Pflegeheimketten, aber auch Franchise-Unternehmen im Bereich der ambulanten Pflege spielen schon heute – vor allem im Hinblick auf die zunehmende Vergreisung – eine immer bedeutendere Rolle in Deutschland.

Dentalunternehmen sollten ihren Außendienst daher zukünftig nicht nur in die gewohnten Zahnarztpraxen schicken, sondern auch zu besagten neuen Playern im Wachstumsmarkt Pflege.

Maßnahmen von Seiten der Industrie mit Produktempfehlungen, Ratgebern zur Mundhygiene und anderen Servicemaßnahmen werden hier auf äußerst fruchtbaren Boden fallen.

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