Wechseln die Deutschen wirklich ihre Krankenversicherung aufgrund günstigerer Zusatzbeiträge?
Wussten Sie, dass mehr als die Hälfte der Deutschen eine hohe Digitalisierung ihrer Krankenversicherung wichtig finden? Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Psyma. Nur etwa jeder 12. Deutsche hat in den letzten 2 Jahren seine Krankenversicherung gewechselt, am häufigsten wird aufgrund niedrigerer Zusatzbeiträge oder besserer Leistungen ein neuer Anbieter gewählt.
Jeder neunte Deutsche ist privat krankenversichert – etwa die Hälfte davon mit Beihilfeberechtigung aufgrund des Beamtenstatus. Jeder sechste Deutsche besitzt eine Krankenzusatzversicherung: Während gesetzlich Versicherte eine Zahnzusatzversicherung abschließen, besitzen privat Versicherte häufiger eine zusätzliche Krankenhaus- oder Kranken(haus)tagegeldversicherung.
Frage 1: Wie sind Sie krankenversichert?
Jeder Dritte gesetzlich Versicherte ist bei der AOK, insbesondere Jüngere bis 40 Jahre sind sehr häufig hier versichert. Mit großem Abstand folgt mit 16% die Techniker Krankenkasse sowie Betriebskrankenkassen mit 13% und die Barmer mit 12%.
Je höher das Einkommen desto häufiger sind die gesetzlich Versicherten bei der Techniker Krankenkasse oder der DAK versichert. Über 60-Jährige sind überproportional häufig Mitglieder bei der Barmer und selten bei der Techniker Krankenkasse.
Frage 2: Bei welcher Krankenkasse sind Sie pflichtversichert?
Fast jeder zweite gesetzlich Versicherte hat seine Krankenkasse noch nie gewechselt. Nur 8% haben innerhalb der letzten 2 Jahre ihre Krankenkasse gewechselt, insbesondere Jüngere (bis 40 Jahre) und jetzige Kunden der HKK sowie der Techniker Krankenkasse.
Frage 3: Wann haben Sie zuletzt Ihre Krankenkasse gewechselt?
Die Gründe für einen Krankenkassenwechsel sind vielfältig: Häufig dominieren günstigere Beiträge bzw. bessere Leistungen. Ein Viertel gibt jedoch auch an, mit der bisherigen Krankenkasse unzufrieden gewesen zu sein. Werbeaktionen bewirken generell selten einen Wechsel des Anbieters, am häufigsten noch bei der jüngsten Zielgruppe.
Fast die Hälfte derjenigen, die noch nie gewechselt haben, möchten prinzipiell nicht wechseln. Häufig werden zudem keine großen Unterschiede zwischen den Leistungen wahrgenommen, weshalb der Aufwand als zu groß eingeschätzt wird. Nur wenige geben an, dass sie bereits bei der günstigsten Krankenkasse sind.
Frage 4: Aus welchen Gründen haben Sie Ihre Krankenkasse das letzte Mal gewechselt?
Frage 5: Aus welchen Gründen haben Sie Ihre Krankenkasse noch nie gewechselt?
Vertrauen, Erreichbarkeit und Sympathie sind die Stärken der deutschen Krankenkassen. Diesen Punkten stimmen mehr als zwei Drittel der gesetzlich Versicherten zu, wenn es um ihre eigene Krankenkasse geht. Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden und entsprechende maßgeschneiderte Lösungen bieten die Krankenkassen seltener an.
Insgesamt schneidet die Techniker Krankenkasse bei Erreichbarkeit, Sympathie, Modernität und Verständnis der Bedürfnisse am besten ab. Die Barmer gilt als servicestark, während die DAK erstklassige Produkte und Lösungen anbietet. Diese Bewertungen beziehen sich immer auf den Eindruck der eigenen Mitglieder und spiegeln nicht das Gesamtimage aller gesetzlich Versicherten wider.
Gerade hinsichtlich Servicestärke und Sympathie gehen die Einschätzungen der jeweiligen Mitglieder weit auseinander. Im Gegensatz dazu zeigen sich deutlich weniger Unterschiede hinsichtlich des Aspekts „ist immer und überall erreichbar“.
Frage 6: Inwiefern stimmen Sie den folgenden Aussagen über Ihre gesetzliche Krankenkasse zu? [5er Skala: Anteil „stimme voll und ganz zu“]
Mehr als die Hälfte empfindet einen hohen Digitalisierungsgrad ihrer Krankenversicherung als (sehr) wichtig. Ein ähnlicher Anteil schätzt den Digitalisierungsgrad der eigenen Krankenversicherung als (sehr) hoch ein. Aber: Nur etwa 70% derjenigen, denen ein hoher Digitalisierungsgrad (sehr) wichtig ist, empfinden die Digitalisierung ihrer eigenen Krankenversicherung als (sehr) hoch.
Frage 7: Wie wichtig ist Ihnen ein hoher Digitalisierungsgrad Ihrer Krankenversicherung und damit einhergehend das Angebot von Apps, digitale Erreichbarkeit, mobile Nutzerfreundlichkeit etc. ?
Frage 8: Wie hoch schätzen Sie den Digitalisierungsgrad Ihrer Krankenversicherung ein?
Der Großteil der gesetzlich Versicherten (74%) empfindet den Digitalisierungsgrad ihrer Krankenkasse als ausreichend und es werden keine weiteren Wünsche geäußert. Ein Teil der Deutschen wünscht sich jedoch eine deutlich höhere Digitalisierung ihrer Krankenkasse. Es sollen mehr Dienste online bzw. über eine App angeboten werden, beispielsweise Online-Beratungsangebote oder die Möglichkeit Unterlagen einfacher digital einreichen zu können. Einige Kunden wünschen sich auch, dass Gesundheitsdaten verstärkt auf der Gesundheitskarte gespeichert werden, um ihnen Prozesse und Arztbesuche zu erleichtern.
Insgesamt fühlen sich die meisten Deutschen bei ihrer Krankenversicherung wohl. Nur wenige wechseln regelmäßig ihre Krankenversicherung, insbesondere, weil der vermutete Aufwand die Vorteile häufig übersteigt. Günstigere Konditionen und bessere Leistungen sind prinzipiell die wichtigsten Gründe um den Versicherungsanbieter zu wechseln, viele sehen aber nahezu keine Unterschiede zwischen den Anbietern. Werbemaßnahmen führen insgesamt selten zu einem Wechsel der Krankenversicherung. Auch bei Krankenversicherungen ist eine hohe Digitalisierung wichtig; digitale Angebote müssen in Zukunft verstärkt eingesetzt werden, um die Mitglieder nicht zu verlieren und den Umgang mit allen Aspekten rund um die Gesundheit für die Mitglieder zu vereinfachen.
Methodik:
Für die vorliegende Studie wurde im Online-Access-Panel eine repräsentative Quotenstichprobe der Bevölkerung in Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren gezogen. Quotenstichproben beruhen auf einer bewussten Auswahl von Befragten, wobei die Repräsentativität für die definierte Grundgesamtheit anhand der Merkmale Geschlecht, Alter, Wohnort und Haushaltsnettoeinkommen gewährleistet wurde. Befragt wurden zwischen dem 21. Juni und dem 19. Juli 2021 998 Personen.